Wie jedes Jahr über den Tag der Deutschen Einheit veranstaltete die Deutsche Schachjugend die Deutsche Ländermeisterschaft. Wie jedes Jahr war auch Bremen wieder mit einer illustren Truppe vertreten. Und wie in den meisten Jahren wurden wir dabei von unseren Freunden und Nachbarn aus Niedersachsen in einer Spielgemeinschaft unterstützt.

Jari Reuker, Nikolas Wachinger, Collin Colbow, Lara Schulze, Finn Helms, Samuel Pfeffer (alle SV Werder Bremen) und Enna Evering (SC Papenburg) gingen in Neumünster/Schleswig-Holstein auf Punktejagd. Leider musste das letzte Brett unbesetzt bleiben, weil wir kein U12-Mädchen vor Ort hatten. In der Setzliste fanden wir uns - nicht zuletzt deshalb - unter 14 teilnehmenden Ländern an Position 9 wieder.


Vielen Dank an Marek Helms für das Teamfoto, das nach der dritten Runde entstand. Zu diesem Zeitpunkt waren wir mit unserem Start (aktuell 2. Platz) sehr zufrieden.
Das Lächeln sollte uns bis zum Ende nicht vergehen.

Diese Rolle als Underdog nahmen unsere Jungs und Mädels dabei aber hervorragend an. Alle kämpften füreinander und zeigten enormen Siegeswillen. Die erfahrenen Spitzenspieler übernahmen zusätzlich zu ihrer eigenen Vorbereitung noch die Verantwortung für diejenigen, die zum ersten Mal mit von der Partie waren, und bereiteten auch sie auf die kommenden Gegner akribisch vor. Dank dieses Teamgeists und einer Menge Arbeit gelang uns am Ende einer ebenso anstrengenden wie belohnenden Woche die beste Platzierung, die eine Bremer Auswahl jemals bei der DLM erreicht hat.

Die Jugendherberge in Neumünster war für eine Woche unsere schachliche Heimat. 

Zum sportlichen Verlauf: Trotz 0:1-Handicaps vom Start weg gelang gleich in der Auftaktrunde ein 4:4-Unentschieden gegen den Titelverteidiger NRW. Danach konnten Sachsen-Anhalt und Hessen mit großem Kampfgeist und auch dem nötigen Quäntchen Glück jeweils mit 4,5 : 3,5 besiegt werden. 


Spannende Partien verdienen eine ausführliche Analyse in großer Gruppe, bei entsprechendem Wetter wie hier natürlich draußen auf der Terrasse.
Zudem hat Lara sich den interessantesten Momenten aus Runde 1 bis 3 auch hier in ihrem Twitch-Stream gewidmet.


In Runde 4 am Montagmorgen wartete dann das bislang verlustpunktfreie Team aus Bayern auf uns. Die Bayern hatten eigens für das Duell mit uns die Nationalspielerin Jana Schneider von der just beendeten Frauen-WM in Spanien eingeflogen, die erstmals im Turnierverlauf zum Einsatz kam und das an Position 1 gesetzte Team nochmal verstärkte. In einer mit Spannung erwarteten Partie behielt am Ende die frischgebackene Deutsche Schnellschachmeisterin Lara die Oberhand.

Leider reichten ihr Punkt sowie der bereits vierte in Serie von Jari am Spitzenbrett nicht aus. Es folgten zwei halbe Zähler von Collin und Finn, so dass am Ende eine 3:5-Niederlage zu Buche stand. 

Gleich am Nachmittag gab es die Gelegenheit zur Wiedergutmachung. Trotz frühen Zweipunkterückstands drehten unsere Spitzenbretter das Match gegen Rheinland-Pfalz noch zu einem abermaligen 4,5 : 3,5-Sieg.

Recht früh im Verlauf der Woche hatte ich dieses Bild des örtlichen Rathauses aufgenommen, verbunden mit dem für den Turnierbericht geplanten Titel "Licht und Schatten in Neumünster". Inzwischen ist jedoch klar, dass der Titel Quatsch ist; wir sind viel zu erfolgreich!

 

Der Dienstag hielt das mit Spannung erwartete Duell mit Team Sachsen für uns bereit, in dem bereits eine Vorentscheidung über die Medaillen fallen konnte. Das Endresultat von 5 : 3 sollte unser höchster Sieg werden, wenn auch der Matchverlauf mit gleich mehreren gedrehten Partien diesen Ausgang ein wenig schmeichelhaft erscheinen lässt.

Nach dem Sieg über Sachsen durfte zumindest schon mal ein verstohlener Blick auf die Pokale riskiert werden.

 

Mit verpassten Chancen haderten wir hingegen in der Schlussrunde gegen den Gastgeber. Trotz exzellenter Stellungen und zwischenzeitlicher Führung reichte es am Ende gegen Schleswig-Holstein nur zu einem 4 : 4-Unentschieden. Dem fantastischen Erfolg im Endklassement tat das jedoch keinen Abbruch. Mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung auf Sachsen wurden wir Zweiter hinter dem souveränen Sieger Bayern, das den Titel bereits in der Vorschlussrunde gesichert hatte, zum Abschluss aber nochmal voll durchzog und mit 14:0 Punkten einsam von der Spitze grüßte. Herzlichen Glückwunsch!

Jari Reuker glückte ein ebenso perfekter Lauf wie bereits bei der letztjährigen DLM, als er in Berlin mit 6 Punkten aus 6 Partien gestartet war. Auch in Neumünster blieb ihm leider der krönende Abschluss verwehrt, als er in der Schlussrunde die erste Niederlage quittieren musste. Dennoch erzielte Jari die höchste Elo-Performance aller Teilnehmer und war neben seinem starken Score auch bei der Vorbereitung und Analyse eine wichtige Stütze des Teams.



Lara Schulze erzielte mit 6,5 Punkten das beste Einzelergebnis des Turniers, gleichauf mit ihrem Drittrundengegner Diyor Bakiyev.

Die weiteren Einzelergebnisse sind kaum minder beeindruckend: Nikolas Wachinger gelangen 5,5 Punkte an Brett 2.

Collin Colbow kam am dritten Brett auf 4,5 Zähler. 

Damit hielten unsere erfahrenen Spieler dem Druck stand, immerhin war unsere obere Hälfte die nominell stärkste aller Teams. Zum Glück präsentierten sich alle vier in dieser Woche in bestechender Form. Doch alleine können sie keinen Kampf gewinnen und so entschied sich in der Regel durch die Punkte der Spieler aus der unteren Hälfte, wo wir oft Außenseiter waren, ob wir knapp verloren oder knapp gewannen. An Brett 8 war naturgemäß kein Punkt möglich. Doch Finn Helms, der an Brett 5 gegen im Schnitt etwa gleichstarke Gegner antreten musste, spielte groß auf und sicherte mit 5 aus 7 so manchen Mannschaftssieg.

Samuel Pfeffer steuerte gegen Hessen und in der Schlussrunde gegen Schleswig-Holstein ganz entscheidende Punkte bei.



Enna Evering erspielte sich viele aussichtsreiche Stellungen, anfangs haperte es noch mit der Endspieltechnik, am Ende belohnte sie sich selbst zum perfekten Zeitpunkt im wichtigen Kampf gegen Sachsen. Somit hatten alle Spieler entscheidenden Anteil am Abschneiden des Teams. 



Natürlich wünschen wir uns für das nächste Jahr, dass wir in Bremen acht Spieler für unser Team finden und jedes Match vollzählig bestreiten können. In diesem Jahr haben wir aus unseren Möglichkeiten zu siebt aber zweifellos das Optimum herausgeholt, so dass die Mädchen und Jungs stolz auf ihre Leistung als Deutscher Vizemeister sein dürfen.



Zum Abschluss noch drei Gruppenbilder:

Nicht immer ist es für einen Fotografen ganz einfach zu bewerkstelligen, dass sieben Augenpaare in die gleich Richtung schauen.
Hier habe ich noch geübt...

Bei der Siegerehrung klappte es schon ein bisschen besser, hier wird nur noch in drei verschiedene Richtungen geblickt.

Na also. Geht doch!

 

Damit verabschieden wir uns, bis dann 2022 über den 3. Oktober die nächste DLM ansteht. Natürlich wieder mit der Bremer Schachjugend, noch ist schließlich Luft nach oben.