Lange hatten wir auf Deutsche Meisterschaft hingefiebert, gehofft und gebangt, dass sie stattfinden möge. Am Ende wurde ein Termin im August gefunden, für Bremen sogar in den Schulferien. Im Qualifikationsturnier konnten auf sportliche Weise die Teilnehmer ermittelt werden und zum Glück blieben vor und während des Turniers auch alle Spieler und Betreuer gesund. Ein kleiner Rückblick:


Austragungsort war wie bereits in den Vorjahren der hessische Kurort Willingen, der diesmal leider mit sehr schlechtem, soll heißen: regnerischem Wetter aufwartete. Ansonsten waren die Spielbedingungen und das Rahmenprogramm aber exzellent. Gespielt wurde über 7 Tage und 9 Runden, nur die Spieler in der U10 mussten sogar elfmal ans Brett.

Die Deutsche Schachjugend hatte auch nach ihrer Umgründung in einen e.V. ein großes Team an Helfern und Organisatoren mobilisiert und alles bestens im Griff. Nicht zuletzt dank des Hygienekonzepts und des Einsatzes des Arztes vor Ort, Eric Tietz, konnten wir alle mit einem sicheren Gefühl am Brett sitzen.

Dreimal im Verlauf des einwöchigen Turniers mussten alle Teilnehmer sich testen lassen, während der Partie und im Prinzip auch für den Rest des Tages bestand Maskenpflicht im Hotel. Alles nicht so wild, es galt die Devise: Die Deutsche Meisterschaft ist nur einmal im Jahr, dafür nehmen wir das in Kauf. Jedenfalls sind mir keinerlei Klagen von Seiten der Spieler bekannt, alle sind froh, überhaupt spielen zu können. Die Deutsche Meisterschaft ist nun mal für viele das Highlight im Turnierkalender und sollte nach Möglichkeit nicht ausfallen.

Die Bremer Delegation umfasste insgesamt 14 Spieler, wobei wir uns in drei Gruppen Medaillenchancen ausrechnen durften, während einige weibliche Altersklassen mangels Interesse leider unbesetzt blieben.

Dass die erste Runde bei einem solch langen Turnier noch nicht viel bedeutet, konnte der Werderaner Collin Colbow in der U16 beweisen. Sicher hätte er sich mehr gewünscht als ein Weißremis zum Auftakt, doch alsbald war er wieder an den Spitzenbrettern zu finden. Eine einzige Niederlage gegen den späteren Deutschen Meister, Jeremy Hommer aus Lüneburg, ansonsten eine beeindruckende Vorstellung von Collin, die ihm die Silbermedaille sicherte. Die Bremer Schachjugend gratuliert ganz herzlich!

Ebenfalls nicht nach Plan verlief der Start seines Vereinskameraden Nikolas Wachinger in der U18, der als Topgesetzter nach 5 Runden lediglich bei 50% der möglichen Punkte notierte. Mit einem starken Schlussspurt gelang Nikolas noch der Sprung auf Rang 4, ein versöhnlicher Abschluss.

Finn Helms, der im Jahr 2019, als er noch Niedersachsen repräsentierte, bereits Deutscher Meister in der U10 wurde, war diesmal in der U12 an Position 1 gesetzt. Sein Start glückte mit 4 aus 4 wie erträumt, leider zerstörte eine einzige Niederlage sein Turnier komplett. Gegen den letztjährigen U10-Meister Hussain Besou, der noch immer in dieser Altersklasse spielberechtigt wäre, jedoch die Herausforderung in der U12 suchte, unterlag Finn am Donnerstag. Die Vorentscheidung des Turniers, denn während sein Kontrahent am Ende den Meistertitel feiern durfte, gelang Finn kein einziger Sieg mehr. Mit 5 Punkten aus 9 Partien landete er lediglich auf dem 17. Platz. Zum Glück ist er noch sehr jung und hat noch mehrere Jahre Zeit, um weitere Anläufe auf den zweiten Titel zu unternehmen.

Die übrigen Bremer hatten überwiegend das Ziel, Erfahrungen zu sammeln und besser als ihr Setzlistenplatz abzuschneiden.

Die beiden Delmenhorster lösten diese Aufgabe dabei mit Bravour. Dennis Wander in der U18 und Mohamad Alhamid in der U16 waren beide recht weit unten gesetzt und in früheren Jahren hat Team Bremen ja auch durchaus schon mal den einen oder anderen letzten Platz eingefahren. Doch Dennis mit 2 und Mohamad gar mit 3 Punkten aus 9 Runden schlugen sich mehr als achtbar gegen ihre starke Konkurrenz.

Gleiches gilt auch für den Werderaner Samuel Pfeffer in der U14. Samuel erzielte gar 3,5 Punkte und konnte seinen Setzlistenplatz ebenfalls verbessern.

Während in der U18 und U16 keine Spielerinnen aus Bremen am Turnier teilnahmen, hatten wir mit Emilia Marrufo in der U14w eine Spielerin am Start. Emilia dürfte vom Alter her noch in der U12 antreten, verpasste dort jedoch knapp die Qualifikation und traute sich in der höheren Altersklasse ans Brett. Immerhin ein Sieg gegen eine über 300 Punkte stärkere Gegnerin sprang dabei heraus und auch sie wurde nicht Letzte. Viel mehr war in diesem Jahr noch nicht zu erwarten.

Emilias Schwestern Adriana und Leandra spielten beide in der U10w ihre erste Deutsche Meisterschaft. Gerade für junge, unerfahrene Spieler war es in den letzten Monaten schwierig bis unmöglich, sich auf die Deutsche Meisterschaft vorzubereiten, weil einfach keine geeigneten Turniere angeboten werden konnten. Insofern war das Abschneiden der beiden sehr respektabel, Adriana erzielte vier, Leandra immerhin zwei Punkte. Beide sind auch im kommenden Jahr noch in der U10 spielberechtigt und können ihr Ergebnis dann bestimmt noch steigern.

Theresa Schube, die letztes Jahr mit einer Top10-Platzierung geglänzt hatte, startete diesmal als jüngerer Jahrgang in der U12w. Insofern war mit einer Wiederholung der Vorjahresplatzierung 2021 noch nicht zu rechnen. Mit 3,5 Punkten, die sie größtenteils als Außenseiterin erzielte, konnte Theresa aber bereits beweisen, dass sie mithalten kann und nächstes Jahr wieder mit ihr zu rechnen sein wird.

Bei den Jungen starteten in der U12 neben Finn noch Mattes Detjen und Justus Lumma vom TuS Varrel als einziger Spieler, der weder dem DSK noch Werder angehört. Mattes und Justus bewegten sich nahezu das gesamte Turnier über im Gleichschritt, vermieden es jedoch geschickt, gegeneinander gelost zu werden. 3,5 Punkte sind für beide etwas mehr als im Vorfeld zu erwarten gewesen wäre und beide konnten mit hübschen Siegen über nominell stärkere Gegner glänzen.

Ein ganz besonders herzlicher Dank gebührt an dieser Stelle noch Justus’ Oma Christel Riebartsch, die für Team Bremen in diesem Jahr die einheitlichen T-Shirts gesponsert hat!

 

In der U10 schließlich waren mit Tim Zimmer und Elmir Gulamzada zwei große Werder-Talente mit von der Partie. Beide sind Klassenkameraden und Freunde, mal ist der eine einen Schritt voraus, mal der andere. Dieses Mal war Tim mit 5,5 Punkten am erfolgreichsten, während Elmir auf 4,5 Zähler kam, was ebenfalls einen Mittelfeldplatz bedeutete.

Alles in allem kann die Bremer Delegation mit ihrem Abschneiden also zufrieden sein. Die Silbermedaille von Collin war natürlich das Highlight, aber auch die meisten der übrigen Spieler zeigten gute bis sehr gute Leistungen. In dieser Form freuen wir uns, wenn ab Herbst dann auch endlich wieder ein paar Turniere angeboten werden, auf denen wir unser Können unter Beweis stellen dürfen.

Und im Idealfall geht es schon in neun Monaten zum traditionellen Pfingsttermin mit der nächsten Deutschen Meisterschaft in Willingen weiter.