Weil auch in den diesjährigen Osterferien an Schach am Brett noch überhaupt nicht zu denken war, mussten wir unser Qualifikationsturnier leider zunächst verschieben. Auch die Deutschen Meisterschaften rückten vom traditionellen Pfingsttermin in den August und so hatten die besten Bremer Jugendspieler am vergangenen Wochenende die Gelegenheit, endlich mal wieder klassisches Schach zu spielen. Den jeweiligen Siegern ihrer Altersklasse winkte dabei als Preis das Ticket nach Willingen!


Das Interesse unter den Bremer Jugendspielern war dabei erfreulich groß - so groß, dass wir unglücklicherweise nicht alle Teilnahmewünsche erfüllen konnten, sondern in manchen Alterklassen eine Vorauswahl treffen mussten. Das ist immer schade und die Entscheidung fiel uns im Vorstand auch nicht leicht. Aber da wir uns noch immer in einer Pandemie befinden und das Hygienekonzept nur eine begrenzte Personenzahl im Spielsaal zuließ, blieb uns hier keine andere Wahl.
Als nächstes musste ein Modus gefunden werden, um das von ursprünglich geplanten fünf auf zwei Tage verkürzte Turnier gerecht durchzuführen.
So entschlossen wir uns am Ende, maximal vier Spieler je Qualifikationsplatz zu nominieren und diese im K.O.-System gegeneinander antreten zu lassen. Die Halbfinals wurden am Samstag ausgetragen, die Finals am Sonntag.

Werder Bremen bot die vereinseigenen Räunmlichkeiten abermals als Austragungsort an, wo wir exzellente Spielbedingungen vorfanden. Ausreichend Abstand und regelmäßig desinfiziertes Spielmaterial sind ja inzwischen selbstverständlich. Die Spieler waren auf jeden Fall dankbar, die Masken zumindest am Brett absetzen zu dürfen. So konnte vernünftig Schach gespielt werden. Ein großer Dank geht deshalb an den SV Werder und den Organisator Jonathan Carlstedt, die es uns ermöglicht haben, die Qualifikationsplätze auf sportliche Weise auszuspielen. Das ist immer am fairsten und auch für die Sieger befriedigend, wenn sie mit dem frischen Gefühl eines Turniersiegs nach Willingen reisen.

Trotzdem werden die Werderaner es mir sicher verzeihen, wenn ich sage: "Hoffentlich war dies das letzte Turnier dieser Art". 2022 möchten wir unbedingt wieder eine Offene Bremer Jugend-Einzelmeisterschaft mit 50 oder mehr Teilnehmern über eine Dauer von 5 Tagen austragen.

Sportlich lief es exakt wie bereits im Vorjahr geschehen: In jeder Altersklasse setzten sich die DWZ-stärksten Spieler durch.

In der U10 kam es zu zwei Duellen unserer Kaderspieler um die zwei Qualifikationsplätze. Elmir Gulamzada (Werder Bremen) setzte sich dabei trotz hartnäckiger Gegenwehr am Ende sicher mit 2:0 gegen seinen Vereinskameraden Alexander Völpel durch. Spannend lief das Match zwischen dem dritten Werderaner, Tim Zimmer, und dem Delmenhorster Nikita Wander. Der als Außenseiter gestartete Nikita hatte die erste Partie bereits für sich entschieden und stand auch im Rückspiel mit Mehrbauern und heftigem Königsangriff klar auf Gewinn. Als er es jedoch versäumte, die Entscheidung im Mattangriff zu erzwingen, bescherte sein starker Freibauer auf der 7. Reihe Tim doch noch den Ausgleich. Somit musste das Match verlängert und im Schnellschach entschieden werden. Hier nutzte Tim dann seine ganze Erfahrung und gewann souverän mit 2:0.

In der U12 kam es am Samstag zu einer Überraschung, als der noch DWZ-lose Newcomer Arthur Klippstein (Werder Bremen) den erfahrenen Delmenhorster Jamie Huslage trotz Niederlage in der ersten Partie noch mit 3:1 niederringen konnte. Zur Belohnung durfte Arthur am Sonntag wieder ans Brett, diesmal gegen seinen Vereinskameraden Mattes Detjen. Mattes ist zwar erst elf Jahre alt, mit stolzen 59 DWZ-Auswertungen aber bereits ein ungemein erfahrener Spieler. Am Ende setzte sich hier die Erfahrung durch, Mattes gewann mit 2:0 und darf sich auf die Reise nach Willingen freuen.
Begleitet wird er dorthin von Justus Lumma (TuS Varrel), der sich nach einem schnellen, erfolgreichen Mattangriff in der ersten Partie im Anschluss mit einem Remis gegen Jan Finnian Halich begnügen musste.

Die U12w war die einzige Altersklasse, in der auch die Mädchen ans Brett durften. Theresa Schube und Emilia Marrufo waren im Vorjahr beide auf der Deutschen Meisterschaft, damals noch in verschiedenen Altersklassen. Theresa gewann zunächst ihre Weißpartie dank starker Endspielführung, musste aber in der Folge mit Schwarz einige bange Momente überstehen. Emilia besaß bereits einen Bauern mehr, hatte überdies noch einen starken Königsangriff, der Theresa zwang, eine ganze Figur zu geben. Doch statt diese zu schlagen, spielte Emilia mutig weiter auf Matt, opferte dafür sogar einen ganzen Turm. Doch die Kombination hatte ein Loch, es wurde nicht Matt, sondern nur Dauerschach.
Trotzdem eine starke Leistung von Emilia, die nun den vakanten Platz in der U14w wahrnehmen möchte. Begleitet wird sie nach Willingen von ihren Schwestern Adriana und Leandra, die sich in der U10w für das Turnier angemeldet hatten, mangels Konkurrenz aber ohne zu spielen die beiden DEM-Tickets bereits am Tag des Meldeschlusses zugesprochen bekamen. In der U16w und U18w sind leider bislang gar keine Meldungen eingegangen.

Spannend war der Ausgang in der U14. Favorit war hier Samuel Pfeffer (Werder Bremen) und dieser setzte sich am Ende auch durch. Doch der Weg war durchaus steinig. In der ersten Samstagspartie stellte Samuel bereits in der Eröffnung eine Figur ein, was Alexander Wildt (SF Leherheide) zu einem souveränen Sieg nutzte. Mit Schwarz musste Samuel nun auf jeden Fall gewinnen, so dass er sich für ein Qualitätsopfer auf f3 entschied. Den folgenden Königsangriff überlebte der weiße Monarch nicht lange, Ausgleich. Im Schnellschachmatch ging dann zunächst Samuel in Führung, doch Alexander schlug mit einem hübschen Opfer und folgender Mattkombination umgehend zurück. Also wurde die Bedenkzeit abermals verkürzt, im Blitz schließlich setzte sich Samuel dank zweier Siege durch.
Knapp ging es auch im Match am Sonntag gegen den Varreler Tom Rehpenn zu. Die erste Partie gewann Samuel im Endspiel, doch Tom zeigte sich davon unbeeindruckt und schlug zurück. Zwar hatte er nur zwei Bauern für eine Leichtfigur, doch schwerer wog der schwarze Entwicklungsrückstand. Ein unbedachter Zug des Gegners und Tom stand auf Gewinn, nachdem er einen Turm erobert hatte. Als beide Spieler so langsam ein Mattnetz aufzubauen begannen, entschied sich Tom pragmatisch für einen Generalabtausch, woraufhin er das Endspiel mit Mehrqualität sicher nach Hause brachte. So wurde abermals Schnellschach gespielt und wie bereits am Vortag bewies Samuel hier Nervenstärke. Am Ende stand es 3:1 für ihn.

In der U16 endeten die Halbfinals mit zwei hart erkämpften Siegen der Favoriten, die längsten Partien des Samstags. So saßen sich im Finale am Sonntag Mohamad Alhamid (Delmenhorster SK ) und der Varreler Max Weidenhöfer gegenüber. Mit einer Gesamtdauer von über viereinhalb Stunden lief die erste Partie der beiden noch, als sämtliche Spieler in den anderen Altersklassen bereits ihre zweite Partie beendet hatten. Im Endspiel hatte Max dann den schnelleren Freibauern und ging in Führung. Einen krassen Gegensatz bildete die zweite Partie, als Max bereits im elften Zug eine Figur einstellt und sofort aufgab. So endete der Tag mit einem weiteren Tie-Break. Auch die erste Schnellschachpartie der beiden war hart umkämpft. Max hatte zunächst einen, später einen zweiten Bauern mit seiner Dame eingesammelt, die dann aber noch einen dritten verspeiste, woraufhin sie in der Verteidigung fehlte und der weiße König exponiert war. Mit drei Sekunden auf der Uhr entschied sich Mohamad für den sicheren Weg, Dauerschach zu geben. Stattdessen hätte ein Figurenopfer sogar zum Matt geführt, wie die beiden in der kurzen nachträglichen Analyse feststellten. Die zweite Schnellschachpartie lief aus der Eröffnung heraus auf klaren Vorteil für Mohamad hinaus, ehe er eine Qualität einbüßte. Max entschied sich bei knapper werdender Bedenkzeit gegen die Abwicklung ins Turmendspiel mit 5 gegen 4 Bauern, das wohl recht remisträchtig aussah, und behielt Material auf dem Brett. Doch der weiße Springer erwies sich als sehr mächtig und so gelang es Mohamad schließlich seinerseits, ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern zu erreichen, welches er souverän gewann.

Abschließend müssen die Zwillinge Theis und Erik Pahl im Bruderduell noch den Platz in der U18 ausspielen.
Bereits fest steht hingegen, dass Collin Colbow, Emilia Bildat und Finn Helms von der Deutschen Schachjugend einen Freiplatz erhalten haben.

Es bleibt alles in allem festzuhalten, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Hätten wir in jeder Altersklasse einfach den DWZ-Besten für die DEM nominiert, wäre zwar exakt dasselbe dabei herausgekommen, aber so haben wir spannende Wettkämpfe erlebt und alle Sieger haben sich ihren Platz auch durch starke sportliche Leistungen redlich verdient. Und es war schön, mal wieder ein Turnier zu spielen, bei dem die Figuren anfassen kann.

Zum Schluss bleibt nur noch zu sagen: Herzlichen Glückwunsch allen Qualifikanten und euch viel Erfolg in Willingen!
 



Hier die Ausschreibung.

Und die Ergebnisse.