Emmilie König ist nicht nur Jugendsprecherin der Bremer Schachjugend, sondern auch der DSJ. Vor allem aber ist sie als Delegationsleiterin vor Ort in Willingen, wo dieser Tage die Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften ausgetragen werden. Hier ihr Bericht aus erster Hand:

 

Wir befinden uns im Jahr 2020. Ganz Deutschland wird vom Coronavirus beherrscht und gesellschaftliche Veranstaltungen sind unvorstellbar, schon gar keine Schachturniere.

Ganz Deutschland? Nein, ein kleiner Landkreis, Waldeck-Frankenberg, traut sich!

Hier ist es noch möglich, im wunderschönen Willingen wie auch in den letzten Jahren die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft auszutragen!

So machten sich vom 19. bis 24. Oktober 2020 zahlreiche mutige Schachspieler aus ganz Deutschland auf den Weg ins Sauerland, um eine Meisterschaft der etwas anderen Art zu erleben.

Darunter war auch unsere diesmal etwas kleinere Delegation aus dem Bremer Raum.

Leider fiel Collin noch krankheitsbedingt aus, sodass für uns nur fünf Spieler dabei waren:

Nikolas Wachinger, Theis und Erik Pahl, Max Weidenhöfer und Samuel Pfeffer.

Sie alle wurden begleitet von Trainer Jonathan Carlstedt mit Familie und mir, Emmilie, die in diesem Jahr zum ersten Mal die Delegationsleitung übernahm. Ulrike konnte diese Aufgabe in diesem Jahr nicht machen, unterstützte uns aber fleißig von zu Hause aus. Und auch Tomasz Warakomski half uns mit seinem Schachwissen per Skype, und das sogar obwohl er selbst auf einem Turnier in Polen Kids betreute.

 

Nach einer Weile Zugfahrt kamen wir also am Sauerland-Stern-Hotel an, für die meisten von uns aus den letzten Jahren schon ein bekannter Anblick! Und trotzdem war dieses Jahr alles anders. Bevor wir überhaupt reinkonnten ging es erstmal zum Corona-Test, der bei unserer Delegation zum Glück negativ ausfiel. Dann konnten wir uns auch endlich anmelden, die Zimmer beziehen und uns etwas ausruhen. Bei ein paar Runden Wizard und Codenames ließen wir den ersten Abend ausklingen.

 

Zur Freude unserer Teilnehmer ging die erste Runde erst am Nachmittag los, also war Ausschlafen angesagt. Ein bisschen Zeit war noch fürs Vorbereiten eingeplant und dann ging es schachlich endlich los!

 

Für eine große Überraschung sorgte direkt mal Erik. Als Underdog mit 134 DWZ weniger konnte er unseren „Bundeslands-Nachbarn" Jan Pubantz aus Niedersachsen schlagen!

Auch Nikolas konnte einen Sieg gegen Magnus Junker aus Bayern einfahren. Samuel hatte spielfrei erwischt, immer ein schweres Los für die erste Runde, da dann die folgenden Gegner stark werden.

Der Rest der Gruppe musste auf den ersten Punkt noch bis zum nächsten Tag warten.

Am freien Donnerstagnachmittag ging es dann noch zum Abenteuergolf am Viadukt. Ein knappes Match in zwei Dreiergruppen entstand auf den 18 Bahnen des Minigolfplatzes - eine gelungene Abwechslung von den langen Schachpartien!

 

Insgesamt lief die DJEM mehr oder weniger erfolgreich für uns. Wir wurden zwar nicht Deutscher Meister, haben aber überwiegend gute Partien gespielt. An manchen Stellen fehlte dann einfach mal das nötige Quäntchen Glück.

So oder so hatten wir trotz der Corona-Pandemie eine tolle Woche in Willingen, interessante Partien und vor Allem: jede Menge Spaß!

 

Bester Bremer war am Ende Nikolas Wachinger (U18) auf Rang 8. Er hatte nach 5 von 7 Runden noch den geteilten ersten Platz belegt, beendete das Turnier aber leider mit zwei Niederlagen am Stück. Punktgleich mit ihm belegte Theis Pahl den zehnten Platz, starke 15 Ränge über seiner Setzlistenposition.

Sein Bruder Erik kam in der U16-Konkurrenz auf 3 Zähler und landete im Mittelfeld.

Gleiches gilt für Samuel Pfeffer, der als DWZ-schwächster in der U14 fantastische 3,5 aus 7 erzielte. Max Weidenhöfer schließlich kam in derselben Altersklasse auf 2 Punkte.

Weil das Turnier noch zur alten Saison 2019/20 zählt, startete Emilia Bildat noch für Niedersachsen. Im Sommer wechselte sie allerdings zu Werder Bremen, deshalb sei an dieser Stelle auch ihre Silbermedaille in der U14w erwähnt.

Die jüngeren Altersklassen folgen dann in der Woche ab dem 26. Oktober.

Da Emmilie für die Deutsche Schachjugend zu arbeiten hatte, übernahm Spartak Grigorian die Delegationsleitung. In Folge einer kurzfristigen krankheitsbedingten Absage musste er sich alleine um die schachliche Betreuung der insgesamt sechs Bremer Qualifikanten kümmern. Eine Mammutaufgabe, die Spartak aber mit Bravour bestand. 

Sportlich am erfolgreichsten lief es für Theresa Schube, die bei ihrer ersten Teilnahme in der U10w auf Anhieb in den Top Ten landete. 4,5 Punkte reichten am Ende für Rang 9. 

Tim Zimmer und Elmir Gulamzada waren in der U10 ebenfalls zum ersten Mal mit dabei und sind noch jung genug, dass sie im nächsten und (im Falle von Tim) übernächsten Jahr erneut in dieser Altersklasse antreten dürfen. Für beide ging es darum, Erfahrungen zu sammeln. Am Ende landeten beide im Bereich ihrer Setzlistenposition. 

Emilia Marrufo hatte in der U12w stolze 300 DWZ-Punkte Rückstand auf die Vorletzte der Setzliste. In diesem Sinne sind 1,5 Punkte aus 7 Partien aller Ehren wert, stark dabei ihr Sieg in der Schlussrunde, womit sie auch die Rote Laterne abgeben konnte.

Mattes Detjen und Timurs Bondarcuks waren in der U12 an letzter und vorletzter Position gesetzt, auch hier war Erfahrung sammeln das oberste Ziel. Mattes gewann das  direkte Duell und schaffte noch ein Remis gegen einen deutlich stärkeren Gegner, so dass er am Ende immerhin drei Spieler hinter sich lassen konnte. Und auch Timurs gewann eine Partie, so dass kein Bremer ohne Sieg nach Hause fahren musste. 

(Dennis Webner)