Auch in diesem Jahr, in dem so vieles anders ist als gewohnt, wird über den Tag der Deutschen Einheit die Deutsche Ländermeisterschaft ausgetragen.

Die Deutsche Schachjugend hat bis zuletzt alles versucht, um das Turnier durchführen zu können. Das freut uns sehr, denn in den Vorjahren war die DLM stets ein Highlight im Turnierkalender, auf das wir auch oder gerade im ansonsten turnierarmen Jahr 2020 nur ungern verzichten wollten.

Zum Jubiläum, 30 Jahre Einheit und 50 Jahre DSJ, geht es standesgemäß nach Berlin. Von Mittwoch bis Sonntag sind wir zu Gast in der modernen Jugendherberge Ostkreuz.

 
 
 
 Der erste Erfolg für Team Bremen ist bereits eingefahren, bevor der erste Zug des Turniers überhaupt gespielt worden ist. Ja, liebe Leser, ihr habt richtig verstanden: Team Bremen nimmt am Turnier teil. Anders als in den Vorjahren sind wir diesmal nicht auf die Bildung einer Spielgemeinschaft angewiesen, sondern haben selbsttätig acht konkurrenzfähige Spieler gefunden. Dabei müssen wir verschiedene Altersklassen besetzen.
 
Happy Birthday, Deutsche Schachjugend!
 

Unser Kader kann sich dabei wirklich sehen lassen, wir freuen uns auf das Turnier und sind gespannt, wie es für unser junges Team läuft. Die meisten Spieler werden nämlich auch 2021 noch in derselben Altersklasse spielberechtigt sein. Eine weitere positive Nachricht:
Dieses Jahr haben wir tatsächlich drei Mädchen gefunden. Emmilie, Emilia und Emilia. Ich weiß, was ihr jetzt denkt, liebe Leser, aber nein nein. Es sind wirklich drei verschiedene Personen. Allerdings muss ich zugeben, dass dies im weiteren Textverlauf etwas verwirrend wirken könnte.
 
Unsere Aufstellung in Berlin lautet wie folgt:

1 Jari Reuker (U20)
2 Collin Colbow (U16)
3 Max Weidenhöfer (U14)
4 Silas Viet (U18)
5 Emilia Bildat (U16w)
6 Emmilie König (U20w)
7 Tim Zimmer (U12)
8 Emilia Marrufo (U12w)
 
 
1. Runde
 
Bremen – Berlin 2,5 : 5,5
 
Zum Auftakt wurden uns direkt die Gastgeber zugelost. Team Berlin ist im 16 Mannschaften umfassenden Teilnehmerfeld an Position 6 gesetzt, wir an Nummer 14. Da dürfte die Favoritenrolle klar verteilt sein, nichtsdestotrotz arbeiten wir an einer Überraschung. Weil Berlin zehn Spieler vor Ort hat, von denen natürlich immer nur acht spielen können, war eine extra lange Vorbereitungsschicht vonnöten. Schließlich hatte unser Gegner es versäumt uns mitzuteilen, wer denn in Runde 1 aussetzen würde. Von wegen gute Gastgeber…
 
Während die Partien nebenan gerade erst begonnen haben, ein paar Worte zu den in diesem Jahr besonderen Bedingungen.
 
Das Hygienekonzept der Deutschen Schachjugend sieht vor, dass auch während der Partie eine Maske getragen werden muss. Das ist schon eine recht deutliche Einschränkung, muss aber im Sinne des Schutzes der eigenen Person wie auch des Gegners so hingenommen werden. Zudem war die Regelung im Vorfeld bereits so kommuniziert worden und allen Teilnehmern bekannt. Und letztendlich sind die Voraussetzungen ja für alle Spieler gleich.
 
Dagegen ist der Umgang z.B. der Jugendherberge mit der Gefahr eher lax. Während wir aus Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden gewohnt sind, dass Türen derzeit dauerhaft geöffnet bleiben, fassen hier alle Personen die Klinken an. Anders als beispielsweise vor wenigen Wochen auf der Norddeutschen Meisterschaft in der Magdeburger Jugendherberge wird das Essen in Büffetform angeboten, so dass also auch alle Gäste die gleichen Löffel nutzen und alle auf den gleichen Knopf am Kaffeeautomaten drücken.
Alles in allem also ein Schritt zurück zur Normalität, könnte man meinen. Obwohl gerade in Berlin die Fallzahlen zuletzt rapide angestiegen sind.
Wirklich überaus unglücklich finde ich jedoch die Entscheidung, zwei Tische zusammenzuschieben und das Brett in der Mitte zu platzieren. Dadurch soll zwischen den beiden Kontrahenten ein Mindestabstand gewahrt bleiben. Für unseren Jüngsten im Team, Tim Zimmer, bedeutet das aber konkret: Wenn er auf seinem Stuhl sitzt, sieht er nur seine eigenen Figuren. Wenn er aufsteht, kann er Reihe 1 bis 3 erreichen. Um auch mal eine Figur in die gegnerische Hälfte des Brettes zu ziehen, muss er sich schon auf den Tisch legen. Ich weiß, es dient alles der Gesundheit der Spieler und auch der legendäre englische Großmeister Tony Miles spielte dereinst eine komplette Partie in der Horizontalen - blöd ist es aber trotzdem.
Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht.
Okay, die Spieler kommen einander nicht zu nahe.
Den Figuren dafür aber auch nicht...
 
Ein durchaus guter Auftakt, auch wenn uns ein Punktgewinn leider noch nicht vergönnt war.
Mit 2,5 : 5,5 mussten wir uns dem Gastgeber geschlagen geben. Jari und Collin, unsere bundesligaerfahrene Doppelspitze, kam zu zwei vollen Punkten. Zudem steuerte Emilia die Ältere einen halben Zähler zum Endstand bei.
 
Sieg an Brett 1, Sieg an Brett 2 -
so stellen wir uns das von unseren Spitzenspielern Jari und Collin vor.
 
Doch die übrigen Partien waren keineswegs einseitig, an vielen Brettern hatten wir unsere Chancen, ehe sich in der vierten Stunde dann eben doch die Favoriten durchsetzten. Aber das ist kein Problem, nach einer überaus kurzen Mittagspause geht es schon heute Nachmittag weiter mit dem Match gegen Thüringen. Als Nummer 7 der Setzliste dürfen wir ein ähnliches Kaliber erwarten wie am Vormittag, doch unterlagen die Thüringer im gleichen Spielsaal Mecklenburg-Vorpommern. Das könnte unsere Chance auf eine erste Überraschung sein.
 
 
 
2. Runde
 
Bremen - Thüringen 2,5 : 5,5
 
Für die 2. Runde ließe sich problemlos der Bericht der ersten Runde recyceln. Wir spielten im selben Raum mit denselben Farben. Abermals steuerte Emilia die Ältere ein Remis bei, Jari und Collin gewannen. Der Rest verlor, so dass auch das Teamresultat dasselbe wie am Vormittag blieb. Schade, ein Sieg war aber ehrlicherweise nicht in Reichweite. Positiv erwähnt sei aber auf jeden Fall die mehr als dreistündige Partie von Tim, der sich gegen einen abermals deutlich stärker eingeschätzten Gegner nach Kräften wehrte, zwischenzeitlich sicher auch mal besser stand und nach spannendem Kampf leider doch verlor. Zur Belohnung gab es noch eine knapp 60-minütige Analyse seiner Partie mit versammelter Mannschaft, ehe Jari dann eine Masterclass in Sachen Endspieltechnik gab. Er hatte zuvor ein völlig symmetrische Stellung, in der nach und nach alle Figuren abgetauscht wurden, irgendwie doch noch gewonnen. Eigentlich schien sein Gegner, Moritz Weishäutel, der es kurioserweise geschafft hat, sowohl seine nationale als auch seine internationale Wertungszahl auf exakt 2222 Punkte zu bringen, der Punkteteilung im Schwerfigurenendspiel zum Greifen nah. Doch dann kam das bessere Verständnis unseres Spitzenspielers zum Tragen. Beeindruckend, diese Partie hatten wir quasi ale erste als Remis abgeschrieben. Aber es gibt eben doch Gründe, warum Jari an Brett 1 spielt und nicht wir.
Collin erwischte einen regelrechten Traumstart. Der ebenso junge wie talentierte Berliner Magnus Ermitsch war auf dem Papier zweifellos ein unangenehmer Gegner. Doch Collin gewann souverän, genau wie am Nachmittag gegen den Thüringer FM Nikita Kucnecovs. Besser geht's nicht.
 
 
Na gut, der Blick aus unserem Fenster könnte besser sein.
Das ist der Bahnhof Ostkreuz.
 
Nach zwei Niederlagen gegen Teams aus der oberen Hälfte der Setzliste sollte man eigentlich erwarten, morgen früh einen leichteren Gegner zugelost zu bekommen. Doch stattdessen erwartet uns mit Bayern die nominell zweitbeste Mannschaft im Turnier. Vermutlich befinden sie sich aber noch nicht in Topform, immerhin kassierten die Bayern heute ebenfalls zwei Niederlagen.
 
3. Runde Bremen - Bayern 1,5 : 6,5
 
Abermals konnte die Doppelspitze Jari + Collin punkten
 
Nichts zu holen gab es gegen Bayern. Nominell klar unterlegen konnten wir auch in der Praxis keine ernsthafte Spannung aufbauen. Schnell stand es 0:4, an den hinteren Bretter war die Favoritenrolle einfach zu deutlich vergeben, als dass wir dagegenhalten konnten.
Am Ende waren es wieder einmal die Spitzenbretter, welche für ein paar Erfolgserlebnisse sorgten. Jari gewann zum dritten Mal in Folge, Collin holte mit Schwarz ein Remis. Dabei waren auch ihre Gegner wahrlich keine schlechten, hatte Bayern doch immerhin zwei FIDE-Meister an den vorderen Brettern aufgeboten.
 
Während die Liveübertragung in den ersten beiden Runden aus technischen Gründen nicht zum Laufen gebracht werden wollte, funktionierte sie heute einwandfrei. Allerdings waren zunächst die Namen vertauscht; wer die Partien unserer Akteure suchte, wurde unter Team Württemberg fündig. Für uns vor Ort, die wir anhand der Eröffnungen wussten, dass etwas nicht stimmte, waren die richtigen Bretter schnell gefunden. Für all diejenigen, die von zu Hause aus mitfiebern wollten, dürfte es aber verwirrend gewesen sein.
 
Nun gut, gegen Bayern war nicht mehr zu erwarten, morgen aber geht es gegen Team Brandenburg. Dort rechnen wir mit einem Match auf Augenhöhe.
 
Der Nachmittag war dann frei, Zeit und Gelegenheit für uns, Berlin zu erkunden. Immerhin sind einige Jugendliche zum ersten Mal in der Landeshauptstadt, da sollte man mehr sehen als bloß das Innere der Jugendherberge.
Also flanierten wir ein wenig am Ufer der Spree, ließen die Überreste der Berliner Mauer auf uns wirken, besuchten den Alexanderplatz, den Reichstag, das Brandenburger Tor. Berlin ist eben eine Stadt, die diesen Namen auch verdient. Riesig, voller Menschen und Sehenswürdigkeiten. Das sollte man mal erlebt haben.
 
Dann noch ein kurzer Stopp in der Kirche, jede Art von Beistand für die morgige Runde ist schließlich willkommen.
 
Und nun wieder volle Konzentration auf Schach, morgen soll schließlich der erste Sieg her...
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Collin, Tim und Max präsentieren stolz das beim Entenangeln erworbene Tentakeltier,
unser Maskottchen für die verbleibenden Runden.
 
4. Runde
 
Bremen - Brandenburg 4 : 4
 
 
Die Spiele sind eröffnet, auf geht's zu Runde 4
 
Brandenburg befindet sich in der Setzliste nur einen Rang vor uns. In der Tabelle ebenso, nach zwei Niederlagen gab es für die Brandenburger gestern ein Unentschieden gegen das Saarland. Da sollten wir eine realistische Chance haben.
Leider begann die Runde bereits etwas unglücklich, ein Mitglied unseres Teams, das nicht pünktlich zum Rundenbeginn am Brett eingetroffen war, handelte sich sofort eine Zeitstrafe ein. Eine Disqualifikation droht allerdings erst im Wiederholungsfall. Das heißt dann wohl für morgen, etwas früher aufzustehen.
 
Durch unsere bisherigen Niederlagen bedingt dürfen wir heute nicht mehr im Nebengebäude spielen. Der letzte Tisch ist direkt im Hauptgebäude, nur ein Stockwerk unter unseren Zimmern. Das Ziel heißt also: Mit einem Sieg gegen Brandenburg zurück in den Turm.
 
Übrigens hatte ich bereits bei meinem Turnierbericht aus Würzburg vor zwei Jahren geschrieben, dass das sehr schlaffe gelbe Banner der DSJ nicht symbolisch für eine ansonsten überaus gelungene Organisation steht. Dieses Statement lässt sich in Berlin zweifellos wiederholen.
 
Breaking News: Wir führen erstmals im Turnier - 1:0 durch Emilia 
 
Nach gutem Start drohte das Match zu kippen. Emilia die Ältere hatte uns früh in Führung gebracht, in der Eröffnung die Figuren harmonisch entwickelt, dann im richtigen Moment die Stellung geöffnet und schon war beim Gegner Material verloren. Doch nach Niederlagen von Max und Emilia der Jüngeren mussten wir eine Weile warten, ehe Jari mit seiner gewohnt unaufgeregten Art den Ausgleich wiederhergestellt hatte. 4 aus 4 damit für unseren Mann an Brett 1.
 
Auch Collin stand kritisch, während Tims Partie hin und her wogte. Am Ende war bei beiden der König zu schwach, Zwischenstand 2 : 4. Spielende, die ihre Partie beendet haben, gelten als Zuschauende und werden von den Schiedsrichtenden gebeten, den Spielsaal zu verlassen. Zuschauende sind dieser Tage nicht gestattet. So verfolgten wir gebannt die Liveübertragung und drückten Silas und Emmilie die Daumen. Beide hatten im Endspiel je einen Mehrbauern, doch war die Verwertung gewiss nicht trivial. Doch nachdem wir in den vorigen Kämpfen die eine oder andere Möglichkeit ausgelassen hatten, gab es diesmal ein Happy End; beide Bremer gewannen ihre Partien dank starker Technik und sicherten unserem Team damit den ersten Mannschaftspunkt.  
 
5. Runde
 
Bremen - Saarland 6 : 2
 
Schnell Mittagessen und direkt zurück an die Bretter. Bereits um 14.30 Uhr beginnt die Nachmittagsrunde. Weil die Paarungen erst gegen 14 Uhr veröffentlicht werden, bleibt effektiv kaum Zeit zur Vorbereitung. Macht nichts, wir können ja alle auch so Schach spielen.
 
Gegen das Saarland, traditionell der Hauptkonkurrent des Bremer Teams im Kampf um den vorletzten Platz, soll natürlich unbedingt ein Sieg her. Und mit unserer starken Aufstellung, die wir in diesem Jahr dabei haben, sollte das auch glücken können.
 
 
Siegreich gegen das Saarland: Emilia heute mit 2 Siegen, Team Bremen meldet sich mit 3 Mannschaftspunkten zurück!
 
Dennoch hatten wir einen Sieg in dieser Höhe nicht erwartet. Tim gewann seine erste Partie, nachdem seine immerhin etwa 150 DWZ-Punkte stärkere Gegnerin in eine Eröffnungsfalle getappt war. Die daraus resultierende Mehrfigur bewahrte Tim bis ins Endspiel, wo sie den Sieg sicherstellte. Eine ganz starke Vorstellung unseres Jüngsten, der sich nach bereits guten Leistungen in den Vorrunden nun endlich selbst belohnt hat.
 
Auch Max, der an Brett 3 bislang immer klarer Außenseiter war, bekam diesmal einen machbaren Gegner und fuhr ebenfalls seinen ersten Sieg ein. Silas gewann bereits zum zweiten Male, Jari - bedarf es überhaupt einer gesonderten Erwähnung? - bleibt weiterhin bei 100%. Collin und Emilia B. steuerten die weiteren Punkte zum Mannschaftssieg bei, mit dem wir die sprichwörtliche rote Laterne abgegeben haben und sie uns auch nicht wiederzuholen gedenken.
 
Am Tag der Deutschen Einheit erwartet uns dann Schleswig-Holstein.
 
6. Runde
 
Bremen - Schleswig-Holstein 3,5 : 4,5
 
 
Emmilie feiert heute ihren 20. Geburtstag. Von der Mannschaft gab es einen Kuchen samt Kerzen am Brett, sie selbst beschenkte sich mit einem Schwarzremis gegen einen 300 Punkte stärkeren Gegner.
 
Erstmals trauern wir verpassten Chancen hinterher. Gegen die starke Mannschaft aus dem hohen Norden wäre durchaus mehr drin gewesen, sogar ein Sieg. Am Ende setzte es eine knappe Niederlage.
 
Während Jari auch die sechste Partie in Folge gewann, wartet Emilia die Jüngere leider noch immer auf ihr Erfolgserlebnis. Heute war sie ganz dicht dran, erspielte sich im Mittelspiel Vorteile, besaß zeitweise einen Turm gegen einen Läufer. Doch ein Schachgebot im falschen Moment kostete eben jenen Turm und die Partie ging verloren. Das ist sehr schade, weil Emilia in den meisten Partien sehr gut mithält gegen vier-, fünf-, sechshundert Punkte stärkere Kontrahentinnen. An deren Erfahrung spätestens im Endspiel kommt sie aber noch nicht heran. Noch nicht, wir sind ja schließlich auch zum Lernen hier.
 
Das trifft auch auf Tim zu, der mal wieder die zweitlängste Partie des Matches spielte, sich nach langem Kampf aber geschlagen geben musste. Emilia die Ältere brachte mit ihrem dritten Sieg in Serie den Mannschaftspunkt in greifbare Nähe. Emmilie, Max und Collin hatte allesamt vorteilhafte Stellungen, ein Sieg würde doch schon genügen...

Aber es wollte einfach nicht klappen. Emmilie gelangte mit zwei Türmen auf die gegnerische Grundreihe, trieb den weißen König in eine exponierte Lage, musste aber nach einigen Abtäuschen ihre Gewinnversuche einstellen. Collin durfte darauf hoffen, sich mit einem entfernten Freibauern im Endspiel Vorteile zu sichern, musste jedoch ein Dauerschach des weißen Springers zulassen. Und Max verpasste zweimal taktische Motive, mit deren Hilfe er einen Bauern hätte umwandeln können. Am Ende konnte sein Gegner mit einer Qualität im Nachteil eine Festung errichten, die zu durchbrechen Max keinen Weg mehr fand. Alles Remis, 3,5 : 4,5 verloren. Das ist bitter, zumal wir zum Abschluss des Turniers bereits das fünfte Team aus der oberen Hälfte der Setzliste zugelost bekommen. Am Sonntag um 8 Uhr geht es gegen Sachsen.
 
7. Runde
 
Bremen - Sachsen 2,5 : 5,5
 
Die Fans zu Hause vor den Bildschirmen, die extra früh aufgestanden waren, durften sich zunächst etwas verwirrt die Augen gerieben haben angesichts der von uns gespielten Eröffnungen. Heute waren nämlich zu Beginn mal wieder die Namen in der Liveübertragung vertauscht. Wenn es an der Organisation etwas auszusetzen gibt, dann wahrscheinlich dies. In Runde 1 und 2 funktionierte die Übertragung komplett gar nicht, in Runde 3 zwar schon, jedoch fand man unsere Partien nicht etwa unter Team Bremen, sondern unter Württemberg. In Runde 7 waren wir dann Brandenburg. Zugegeben, von Runde 4 bis 6 lief alles bestens.
 
Gegen Sachsen kamen wir ziemlich unter die Räder, bereits nach drei Stunden war der Kampf entschieden. Am Ende hieß es 2,5 : 5,5.
Jaris verlor seine weiße Weste, doch war sein Remis gegen den ehemaligen Juniorenweltmeister IM Roven Vogel ein hervorragender Abschluss eines insgesamt sensationellen Turniers. Damit holte Jari von allen Teilnehmern in dieser Woche in Berlin die meisten Puntke.
Doch seine wahre Leistung bestand darin, noch intensive Vorbereitung für die übrigen Teammitglieder zu geben und sein enormes Eröffnungswissen mit ihnen zu teilen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, und als Jari bei den Partiebesprechungen noch mit faszinierenden Endspielanalysen unser Wissen erweiterte, bin vermutlich nicht nur ich zum Fan geworden. Ein riesiger Gewinn für Team Bremen.
 
Collin gewann zum Abschluss noch mal mit Schwarz gegen FM Nguyen. Das passende Ende eines bärenstarken Turniers (5 aus 7), bei dem Collin eine Elo-Performance von etwa 2350 gelang.
 
Mit einem Remis gelang auch Emilia Bildat ein glänzender Abschluss. Gerade erst hatte sie ihre Zahl auf ein Allzeithoch gehievt, da gelang es ihr beim ersten Einsatz im Bremer Team, die 1800 mehr als zu bestätigen. Sie wird in den kommenden Jahren noch eine tragende Rolle im Team spielen.
 
Am längsten kämpfte Silas, während die übrigen Spieler bereits beim Mittagessen saßen, suchte er im Endspiel mit Läufer gegen Springer und etwas besserer Bauernstruktur nach einem Gewinn. Auch wenn er diesmal keinen fand und sich mit einem Remis begnügen musste, zeigte er am anspruchsvollen Brett 4 insgesamt eine gute Leistung.
 
Vermutlich nicht ganz zufrieden mit ihren Einzelergebnissen dürften Max, Emmilie Tim und Emilia Marrufo sein. Gerade letztere hätte sich mehrmals einen Punkt verdient gehabt, so wie sie gegen ihre Konkurrentinnen mit teils doppelt so hoher DWZ gegenhielt. Doch ausgerechnet in den Partien, in denen wir Gegnerinnen auf Augenhöhe erwartet hatten, mangelte es an Konzentration. Das ist nicht tragisch, schon Ende des Monats auf der DEM in Willingen kann das ganz anders aussehen.
 
Alles in allem haben wir eine bestens organisierte DLM in einer überaus empfehlenswerten Jugendherberge erlebt, bei der natürlich nicht alles so war wir immer, bei der wir uns aber den Umständen entsprechend auf das Schachspielen konzentrieren konnten. Wir haben uns auf das Turnier gefreut und sind dankbar, dass es stattfinden konnte.
 
Als 14. der Setzliste erwartet man natürlich nicht zwingend den Titelgewinn, ein bisschen mehr als Platz 15 unter 16 teilnehmenden Mannschaften hätte es aber schon sein dürfen. Die Chancen dazu hatten wir durchaus, damit es mit der Verwertung auch klappt, wird nun ein Jahr lang fleißig trainiert. Und dann kommen wir in einem Jahr gerne wieder zur DLM 2021.