Die Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften sind schon wieder beendet. So schnell kann es gehen. Mit einem Ohrwurm von der den baldigen Rundenbeginn ankündigenden Hymne der Deutschen Schachjugend gezeichnet, ansonsten aber voll des Lobes für eine wahrlich meisterhafte Organisation, sind wir wohlbehalten wieder in Bremen und Umgebung angekommen.

 Eine gute Woche stand also für einige junge Bremer ganz im Zeichen des Schachsports. Nachfolgend wollen wir einen kurzen Blick auf das Abschneiden der insgesamt 21-köpfigen Bremer Delegation werfen:

Kika-Turnier: Beginnen wir mit den Jüngsten. Das U8-Turnier lief über drei Tage, zwei Bremer waren mit dabei.

Der als Ausnahmetalent gehandelte Kaiwen Wang von Werder Bremen spielte immer vorne mit und belegte mit 5 aus 7 am Ende Rang neun unter 62 Teilnehmern. Dabei gehörte er zu den jüngsten Teilnehmern; von ihm werden wir in Zukunft bestimmt noch viel sehen.

Ben Weidenhöfer (TuS Varrel) begleitete seinen Bruder zum Turnier und ließ es sich natürlich nicht nehmen, ebenfalls mitzuspielen. Ohne große Erwartungen gestartet, verlor er nur die erste und die letzte Partie. Am Ende 4 aus 7 und ebenfalls ein Platz in der vorderen Tabellenhälfte.

Mädchenturniere:

Das ist ein trauriges Kapitel. In gleich zwei Altersklassen (U12w und U16w) gelang es der Bremer Schachjugend nicht einmal, eine Spielerin nach Willingen zu schicken, niemand hatte Interesse an den Plätzen. Und die drei anwesenden Mädchen belegten allesamt den letzten Platz. Immerhin blieb Emilia Marrufo (SK Kirchweyhe) das Schicksal erspart, in der U10w ohne Punkt nach Hause fahren zu müssen, damit gewann sie tatsächlich eine Partie mehr als noch auf der Bremer Meisterschaft. Ornela Mellugja (SK Kirchweyhe) beendete die U14w mit 0 aus 9. Emmilie König (Delmenhorster SK) errang in der U18w immerhin vier Unentschieden gegen teils deutlich stärkere Gegnerinnen. Mit über 50 Punkten DWZ-Plus wird sie mit ihrem Turnier am ehesten zufrieden sein.

Emmilie König

Insgesamt muss man aber leider festhalten, dass Bremen im Mädchenbereich im bundesweiten Verlgleich bestenfalls drittklassig ist.

 

Nikita Hubert

Weiter geht es mit der U10: Im Vorjahr belegten Niklas Fröhlich (SK Bremen-West) und Nikita Hubert (Delmenhorster SK) die beiden letzten Plätze in der Endtabelle. In diesem Jahr schlugen sie sich deutlich besser, so dass ihnen dasselbe Schicksal erspart blieb. Niklas beendete das Turnier mit 3 aus 11 mit einem leichten, Nikita mit starken 4,5 aus 11 und einem kräftigen DWZ-Plus.

Niklas Fröhlich

In der U12 waren ebenfalls zwei Spieler am Start, die schon 2017 am Turnier teilgenommen hatten. Joshua Sinnhöfer (Delmenhorster SK) startete recht verhalten ins Turnier, egalisierte dank eines starken Schlussspurts aber noch sein Resultat aus dem Vorjahr (4,5 aus 11).

Joshua Sinnhöfer

Max Weidenhöfer (TuS Varrel) konnt sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Punkte steigern und landete bei 50%. Da er in der oberen Hälfte gesetzt war, hätte es aber auch durchaus ein halber Punkt mehr sein dürfen.

 

Max Weidenhöfer

Die U14 ist bekanntermaßen unsere stärkste Klasse. Neben Collin Colbow (SK Bremen-Nord), der letztes Mal die Bronzemedaille in der U12 gewinnen konnte und seitdem dem Bundeskader angehört, waren noch drei weitere Bremer am Start: Erik und Theis Pahl (Delmenhorster SK) sowie Timo Block (SF Bremer Osten).

Bester Bremer war am Ende - vielleicht etwas überraschend - Erik, der zwischenzeitlich sogar auf Tuchfühlung zu den Medaillenrängen war, als Achter. 5,5 Punkte aus 9 Partien, abgesehen von der ersten Runde nur gegen stärkere Gegner. Erik war sicherlich die Überraschung des Turniers aus Bremer Sicht. Bleibt bloß zu hoffen, dass er nicht zu lange der verpassten Chance nachtrauert, als er in Runde 6 gegen den späteren Deutschen Meister in Gewinnstellung im 39. Zug auf Zeit verlor. Immerhin hat er erstmals die DWZ von 2000 geknackt (Punktlandung) und die nächsten Turniereinladungen flatterten bereits ins Haus. Da ist für die Zukunft also noch viel Entwicklungspotenzial.

Erik Pahl

Für Collin begann das Turnier durchwachsen. Zwar konnte er sich in Runde 1 im Bremer Duell gegen Theis knapp im Turmendspiel behaupten, doch mit 1,5 aus 3 schien er ein wenig den Anschluss an die Spitze zu verpassen. Dann kämpfte er sich wieder oben heran und hätte mit einem Sieg in der Schlussrunde seine Setzlistenposition 8 auch noch toppen können, doch die Niederlage gegen den am Ende Drittplatzierten warf ihn mit 5 aus 9 auf Rang 17 zurück.

Nächstes Jahr gehört Collin dem älteren Jahrgang in der U14 an, dann ist sicher mehr möglich.

Collin Colbow

Theis spielte ein starkes Turnier, verblieb dabei aber irgendwie ein wenig unter dem Radar. Nach der Auftaktniederlage gegen Collin war er mit 4 aus 6 plötzlich in Reichweite der Top10. Leider fiel er am Ende wieder ein wenig zurück, beendet das Turnier mit 4,5 aus 9 und 50 Punkten DWZ-Plus aber deutlich über seinem Setzlistenplatz.

Theis Pahl

Timo war an Position 40 von 46 gesetzt, bekam dabei nur stärkere Gegner zugelost. Mit zwei Siegen und zwei Remis schlug er sich - nach einem kleinen Fehlstart mit drei Niederlagen am Stück - am Ende mehr als achtbar und wird ebenfalls mit einem DWZ-Plus belohnt. Für die erste Deutsche Meisterschaft ein starkes Ergebnis.

Timo Block

In der U16 war Nikolas Wachinger (Werder Bremen) an Position 4 gesetzt, so hoch wie kein Bremer. Zwischenzeitlich dominierte Nikolas das Teilnehmerfeld und übernahm die alleinige Tabellenführung. Nach der Niederlage gegen den späteren Deutschen Meister David Färber blieb er aussichtsreich im Rennen und sicherte sich mit einem schönen Schwarzsieg in der Schlussrunde die Bronzemedaille. Herzlichen Glückwunsch!

Nikolas Wachinger

Dazu sollten wir sagen, dass Nikolas hier dem jüngeren Jahrgang angehört und - anders als die beiden vor ihm Platzierten - im nächsten Jahr erneut in der U16 antreten darf. Vielleicht geht es dann ja sogar noch weiter nach oben. Das Talent und den Ehrgeiz hat Nikolas auf jeden Fall. Und wer weiß, vielleicht wird man jetzt ja auch in der Deutschen Schachjugend auf ihn aufmerksam.

Bleibt noch die U18, hier hatte sich Nils-Lennart Heldt (Werder Bremen) in einem Stichkampf gegen Kevin Silber durchsetzen und das Ticket zur Deutschen Meisterschaft sichern können. In einem starken Teilnehmerfeld in der Königsgruppe musste Nils sich am Ende mit einem Sieg und fünf Remis begnügen, womit er exakt seine Setzlistenposition erreichte.

Nils-Lennart Heldt

Ein wenig vernachlässigt haben wir zwischendurch unsere Teilnehmer in den offenen U25-Turnieren. Das wollen wir schleunigst ändern.

Im A-Turnier waren drei Bremer mit dabei. Am erfolgreichsten von ihnen schnitt am Ende Oliver Steffens (Delmenhorster SK) ab. Er kam mit 5 aus 9 als einziger über 50%.

Oliver Steffens

Ebenfalls über ihrer Setzlistenposition landete Anastasia Erofeev (Werder Bremen) bei ihrer letzten DEM-Teilnahme. Ihr gelangen 4,5 Punkte.

Anastasis Erofeev

Weniger zufrieden dürfte Kevin Silber (Delmenhorster SK) über sein Abschneiden sein. An Position 8 gesetzt, belegte er mit 4,5 Zählern lediglich Rang 41.

Kevin Silber

Auch im B-Turnier waren drei Bremer mit von der Partie. Noch ärger als ihen Bruder erwischte es Stefanie Silber (Delmenhorster SK), die mit 2,5 aus 9 weit unter ihren Möglichkeiten blieb. Insgesamt ließ die Familie Silber fast 200 DWZ-Punkte in Willingen zurück, die sie auf der Hinreise noch mit im Gepäck hatte. Aber die kann man sich ja auch schnell wieder zurückholen...

Stefanie Silber

Auch Jakob Rautenberg (Delmenhorster SK) erlebte ein durchwachsenes Turnier, das er mit drei Punkten beendete.

Jakob Rautenberg

Schließen wir mit etwas Erfreulichem: Ben-Luca Petri (Delmenhorster SK) erreichte mit 6,5 aus 9 einen Platz unter den ersten 10.

Ben-Luca Petri

Insgesamt gesehen bestand die Bremer Delegation in diesem Jahr aus etwa ebensovielen Spielern (21) wie noch vor Jahresfrist (22). Dabei wären deutlich mehr Teilnehmer möglich. Neben dem bereits erwähnten Mangel im Mädchenbereich ist dies auch auf die geringe Resonanz bei den offenen Turnieren zurückzuführen. Da mag sicherlich auch eine Rolle spielen, dass Bremen und Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern keine ganze Woche Pfingstferien haben und viele Spieler keine Schulbefreiung bekommen oder beantragen möchten.  Doch gerade das Kika-Turnier, welches sich nur über die Feiertage erstreckt, sollten wir nächstes Mal intensiver bewerben.

Alles in allem war es nämlich auch in diesem Jahr wieder eine bestens organisierte Deutsche Meisterschaft in Willingen. Wir kommen im nächsten Jahr gerne wieder und können eine Teilnahme allen Bremer Schachfreunden nur wärmstens ans Herz legen.

(Dennis Webner)